WerkstattAtelier
Peter Krullis
Was denkst Du, ist die vorherrschende Meinung über Menschen mit jüdischer Herkunft in Deutschland?
Einige der Befragten gaben mehrere, teilweise unterschiedliche Einschätzungen an – sowohl … als auch …
8 Personen antworteten:
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Ich kann nicht beurteilen, bzw. ich weiß nicht welche Meinung .
12 Personen äußerten sich wie folgt:
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Ich denke, dass zu großen Teilen ein tolerantes Klima gegenüber Juden herrscht.
Menschen wie du und ich … / Akzeptanz -
Religiöse Juden und Jüdinnen haben Bräuche, die sich von christlichen oder …. unterscheiden, ansonsten sind sie deutsche BürgerInnen. (Wunschdenken?)
10 Personen äußerten sich in diesem Sinn:
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Der größere Teil der Bevölkerung macht sich wahrscheinlich gar keine Gedanken zur jüdischen Kultur / jüdischen Menschen, deshalb gibt es auch keine „vorherrschenden Meinung“
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zwischen Toleranz und Gleichgültigkeit
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Positive und negative Meinungen halten sich die Waage, was ich als unerfreulich empfinde
6 Personen äußerten sich in diesem Sinn:
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Auf alle Fälle nehme ich ein sehr kontroverses öffentliches Meinungsbild wahr.
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Ich hoffe, dass heute jüdische Mitbürger gerne gesehen sind und bedaure, dass immer wieder das Gegenteil sichtbar wird. Dennoch meine ich, die vorherrschende Meinung ist, dass Jüdinnen und Juden in Deutschland willkommen sind.
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8 Personen äußerten sich wie folgt:
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Ich nehme an, dass es viele unterschiedliche Meinungen gibt, die leider auch heute noch mit Vorurteilen und Unsicherheiten gegenüber der jüdischen Kultur / jüdischen Menschen behaftet sind; Neid, Missgunst…
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Die Nazi-Parole “Die Juden sind unser Unglück“ hat bestimmt Spuren im gesellschaftlichen Bewusstsein hinterlassen. Quantifizieren kann ich das nicht.
5 Personen äußerten sich wie folgt:
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Ich weiß, dass es viele Vorurteile immer noch gibt. Aber ob sie vorherrschen, kann ich nicht sagen.
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Vermutlich wird wenig differenziert zwischen der Religionszugehörigkeit und einer scheinbaren Zugehörigkeit zu einer „Rasse“ (vgl. NS-Zeit und Rassetheorien davor). Das könnte Vorurteile schüren und/oder zu einem eher negativen Urteil über jüdische Menschen führen.
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Bei der „älteren“ Generation spielt, bedingt durch die deutsche Vergangenheit, evtl. auch das eigene oder kollektive Schuldbewusstsein eine unterschwellige Rolle. Dies könnte auch die Haltung gegenüber jüdischen Menschen beeinflussen, von befangen oder gar verkrampft, von sich selbst auferlegter Kritiklosigkeit bis hin zur unterbewussten Ablehnung.
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In einigen Äußerungen wurde zu bedenken gegeben, dass die Haltung gegenüber Jüdinnen und Juden in der „nachkriegsgeborenen“ Generation immer noch durch Schuldgefühle (in Nachfolge der Elterngeneration) geprägt ist und somit die Unbefangenheit fehlt. Manche wären diese deutsche Vergangenheit gern los – „und die Juden, die daran erinnern, gleich mit“.
8 Personen äußerten sich in diesem Sinn:
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Ein gewisser Teil der Bevölkerung wird wahrscheinlich immer noch durch tradierte Vorurteile geleitet - auch aufgrund fehlender direkter Kontakte zu jüdischen Bürger*innen - und (mehr oder weniger) Negatives denken und empfinden.
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Antisemitismus in Deutschland wächst in den letzten Jahren wieder erschreckend an, bzw. wird immer mehr öffentlich ausgelebt und über Parteien wie die AfD geschürt und legitimiert. Ein nicht unerheblicher Teil der deutschen Bevölkerung (ca. 20% bis 25 %) ist nach offizieller Schätzung verdeckt bis offen antisemitisch eingestellt.
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Jugendliche verwenden offen negativ besetzte Ausdrücke und Schimpfwörter über Juden (oder verwenden „Jude“ selbst als Schimpfwort), sicher oft, ohne selbst explizit antisemitisch zu denken. Darüber wird aber automatisch auch eine negative Meinung und Haltung verstärkt und weiter transportiert.
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Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung ist gegenüber Israel „kritisch“ bis feindlich eingestellt.
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In Gesprächen wird sehr schnell die Siedlungspolitik in Israel angeführt. Die „Mitte“-Studie zeigte 2021 auf, dass rund 13 Prozent der Befragten einem Israel bezogenem Antisemitismus zustimmen. Dazu gehören Aussagen wie "Bei der Politik, die Israel macht, kann ich gut verstehen, dass man etwas gegen Juden hat".
5 Beiträge seien beispielhaft genannt, die zeigen, wie ambivalent dieses Thema eingeschätzt wird:
Bis vor kurzem hätte ich ohne zu zögern gesagt, dass die vorherrschende Meinung positiv und frei von Vorurteilen ist, allerdings hat Corona gezeigt, dass unglaublich viele Menschen an Verschwörungstheorien glauben – und leider sind jüdische Menschen oft Projektionsfläche solcher Verschwörungsmythen. Dazu kommen viele Vorurteile gegen Jüdinnen und Juden von Menschen, die im Nahostkonflikt gegen den Staat Israel sind – ob aufgrund ihrer Herkunft oder politischen Einstellung.
Nichtsdestotrotz glaube ich, dass der Großteil der Menschen in Deutschland sich nicht beeinflussen lässt, wenn es um ihre persönlichen Meinungen zu jüdischen Menschen geht.
Und:
Die Frage finde ich schwierig. Ich glaube, dass die meisten Menschen, ihre positive bzw. neutrale Haltung betonen würden. Aber viele – auch ich! – kennen und denken (oft unbeabsichtigt) in den Klischees, die aus den entsprechenden Vorurteilen zum Judentum gewachsen und bekannt sind. Obwohl ich mich schon so viel mit der Thematik beschäftigt habe, passiert es auch mir immer wieder mal, dass ich von „Juden“ rede in Zusammenhängen, in denen ich nicht von „Christen“, sondern von „Deutschen“ reden würde. D. h. der rassistische Aspekt verstellt immer noch den Blick – auch in der Sprache. Ich sehe hier auch die Gefahr einer „positiven“ Diskriminierung, in der dem Jüdischen ein Sonderstatus zugeschrieben wird, den andere nicht haben. (Ganz heikles Thema …?! Ein Mensch ist ein Mensch ist ein Mensch …)
Und:
Ich denke, dass sich die allermeisten der deutschen Verbrechen und großen Schuld gegenüber Juden (und anderen Ethnien) bewusst sind. Deshalb gibt es sicher noch bis heute bei vielen eine gewisse Sprachlosigkeit aus Unsicherheit, wie mit dieser Thematik umgegangen werden kann.
Und:
Ich glaube und hoffe, dass die ausgeübte Religion nicht mehr grundsätzlich im Vordergrund steht. Dennoch gibt es zum Thema Judentum in Deutschland gewisse „Ermüdungserscheinungen.“ Ich selbst erinnere mich an einen Geschichtsunterricht, welcher bei mir ein diffuses schlechtes Gewissen hinterließ. Ich wünsche mir, dass dies anders wird und ein konstruktiver, zukunftsorientierter Blickwinkel eingenommen wird, welcher die Vergangenheit integriert und unser zukünftiges Handeln positiv beinflusst.
Und:
Wird jemand gefragt, was seine eigene Meinung über Menschen mit jüdischer Herkunft in Deutschland sei, dann erhält man meistens eine neutrale und politisch korrekte Antwort. Fragt man aber, was der Befragte glaubt, dass andere Menschen für eine Meinung dazu haben, dann werden einige negative Haltungen aufgelistet.