WerkstattAtelier
Peter Krullis
Würdest Du Jüdinnen und Juden in Deutschland eher darin bestärken oder eher abraten, religiöse Symbole in der Öffentlichkeit zu tragen?
Überwiegend (von 29 der Befragten) wurde gesagt – „Weder, noch“.
Religiöse Symbole in der Öffentlichkeit zu tragen, ist eine persönliche Entscheidung, die ich grundsätzlich nicht fördern, von der ich aber auch nicht abraten würde, es ist die Entscheidung jedes und jeder Einzelnen. Da Maße ich mir keine Empfehlung an.
Etliche Teilenehmer*innen empfanden sich diesbezüglich in einer ambivalenten Situation, wie beispielhaft nachfolgende Meinungen bezeugt und die in ähnlicher Form häufig geäußert wurde:
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Ich persönlich trage aus Überzeugung keine religiösen Symbole. Doch ich finde, wenn jemand das tun möchte, sollte sie/er das auch machen können ohne Sorge vor Angriffen oder Kritik. Aber ich hätte Skrupel, dazu zu ermuntern, weil Angriffe erfolgen könnten. Ich würde gerne zu einer öffentlichen Kultur beitragen, die das ermöglicht. Ich bin aber auch der Meinung, dass in öffentlichen, nicht-religiösen Institutionen solche Symbole vermieden werden sollten.
Oder: -
Die Frage finde ich schwierig zu beantworten. Generell würde ich sagen: Klar, da auch durch das öffentliche Tragen von religiösen Symbolen das Thema einerseits präsenter und so auch ein Austausch möglich wird. Außerdem würde es meiner Meinung nach auf diesem Wege irgendwann „normal“ sein, diese Symbole zu sehen. Andererseits führt das Tragen dieser Symbole immer wieder zu Konflikten, weshalb ich es verständlich finde, wenn diese nicht öffentlich gezeigt werden.
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Als „Nichtbetroffener“ fällt es mir schwer mich in die Gedankenwelt von Jüdinnen und Juden „einzufühlen“ und kann weder zu- noch abraten.
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Ich kann aber sagen, dass ich hoffentlich das Standing hätte einzuschreiten, wenn Jüdinnen oder Juden in der Öffentlichkeit deswegen attackiert würden.
12 der Befragten vertraten eine bestärkende Position:
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Ich würde jüdische Personen (aber auch Angehörige jeder Religion) bestärken ihre religiösen Symbole in der Öffentlichkeit zu tragen, wenn sie dies wollen.
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Ich würde sie gerne dazu ermutigen, aber ich habe Verständnis für Zurückhaltung zum eigenen Schutz
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Ich finde die Vorstellung furchtbar, dass Menschen, gerade jüdische Menschen, in Deutschland ihre Identität aus Furcht vor Diskriminierung verstecken müssen. Allerdings habe ich keine Einschätzung für die Gefahr, die davon ausgeht, offen jüdisch-religiöse Symbole zu tragen und will natürlich niemanden in Gefahr bringen…
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Eigentlich möchte ich sie darin bestärken, ihre religiösen Symbole öffentlich zu tragen. Nur so werden sie auch sichtbar für die große Mehrheit der Bevölkerung, die keine antisemitistischen Gedanken, aber keinen direkten Kontakt zu Juden haben. Ein wichtiger unverkrampfter Kontakt könnte so eher stattfinden.
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Wenn es für sie und ihren Glauben wichtig ist, dann ja. Keiner sagt was dagegen, wenn Nonnen sich mit ihrem traditionellen Gewand in Gesellschaft begeben.
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Juden / Jüdinnen wollen sich, wie ich annehme, in der Mehrzahl nicht verstecken oder getarnt leben oder ihre Identität zurückhalten. Viele zeigen sich - wie wichtig!
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Ich würde sie bestärken, wenn sie sich stark genug dafür fühlen. Man muss bereit und in der Lage sein, sich zu wehren, wenn man angegriffen wird.
Gegenteilig vertraten 6 Personen folgende Ansicht:
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Ich würde in Trauer eher abraten.
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Ich kann doch niemandem raten, wie mutig er zu sein hat! Außerdem ist das Religiöse für Menschen oft etwas Intimes und nicht unbedingt etwas, was man offen zur Schau tragen möchte.
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Ich würde mir nicht anmaßen, jemanden dabei an- oder abraten zu können. Es kann Mut erfordern und richtig sein, diese Symbole zu zeigen, es kann aber auch vernünftig sein, es nicht zu tun.
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Ich würde eher abraten. Aber das ist eine persönliche Entscheidung. Ich finde es traurig, dass es in letzter Zeit zu wiederholten Angriffen auf jüdische Symbole gekommen ist.
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Nur in manchen problematischen Stadtteilen oder Örtlichkeiten würde ich explizit davon abraten.
7 Personen sind eher skeptisch, was das Tragen oder gar „Zur Schau stellen“ religiöser Symbole betrifft:
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Ich habe gegenüber einer Bekundung des eigenen Bekenntnisses im öffentlichen Raum eine eher skeptische Haltung.
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Das Tragen von religiösen Symbolen, egal ob Kreuz oder Kopftuch oder Kippa stößt bei mir nicht auf Sympathie. Diese Menschen zeigen mit dem Tragen dieser Symbole ein enges Weltbild, ebenso wie die Träger nationaler Symbole.
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Religiöse Symbole sind ein Statement, am Beispiel des Kopftuchs sehen wir die Probleme.Ich glaube, ich würde in einem muslimischen Land nicht mit einem Kreuz am Hals auftreten, also muss vielleicht auch ein Davidstern nicht offensiv getragen werden, und die Kippa ist nur auf dem Friedhof und der Synagoge vorgeschrieben.
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Für mich ist Religion etwas Privates, meinetwegen sollten sämtliche religiösen Symbole zuhause bleiben.
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Grundsätzlich leben wir einerseits in einer säkularen Gesellschaft, von daher berührt mich eine demonstrative Zurschaustellung der eigenen Religionszugehörigkeit vielleicht eher negativ. Andererseits haben wir Religionsfreiheit und auch Art. 3 GG sollte für alle gelten können.